Regionalpolitik des Bundes – kein Widerspruch

    Eigentlich gehört die Regionalpolitik in die Hand der Kantone. Eine Schweizer bundesweite Regionalpolitik scheint da quer in der Landschaft zu stehen. Doch der Eindruck täuscht.

    (Bild: Wikimedia) Auf Initiative der Bäckerei Böhli in Appenzell pflanzen verschiedene Landwirte Dinkel an, das von der Bäckerei verarbeitet wird.

    Die Neue Regionalpolitik des Bundes (NRP) ermöglicht die Förderung von Projekten, welche die Innovation, Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit der ländlichen Regionen stärken. Die aus dem Fonds für Regionalentwicklung gewährten Finanzhilfen werden je zur Hälfte vom Bund und von den Kantonen getragen.

    Im Kanton Appenzell Innerrhoden beinhaltet die NRP zwei Schwerpunkte, die in der Periode 2020–2023 umgesetzt werden: Stärkung des Werkplatzes Appenzell Innerrhoden und Förderung der Tourismusdestination Appenzell. Die gesprochenen Mittel setzten sich aus a-fonds-perdu Beiträgen und Darlehen zusammen.

    Gemeinsame Investitionen
    Von den insgesamt 3’800’000 Franken a-fonds-perdu gehen jeweils 700’000 auf Bund und Kantone zurück. Die restlichen 2’400’000 Franken kommen von Dritten. Darin ist auch der Betrag, den die privaten Projektpartner aufwenden müssen. Denn die Empfänger von Finanzhilfen müssen sich angemessen mit eigenen Mitteln an den Projektkosten beteiligen. Diese Beteiligung beträgt mindestens 20 Prozent.

    Von den insgesamt über 2’000’000 Franken Darlehen gehen 500’000 Franken auf den Bund und 1’500’000 auf Dritte zurück. Der Kanton leistet den Äquivalenzbeitrag bei Darlehen als einmaligen Zinskostenbeitrag.

    Gemäss Informationen des Kantons wird in verschiedene Projekte investiert. Zwei Beispiele unter vielen sind Appenzeller Dinkel und das Kräuterhaus.

    (Bild: Unkrautliebe) BIO-Kräuter aus dem Kräuterhaus Appenzell stehen unter anderem für die Marke «Appenzell».

    Appenzeller Dinkel
    Das Projekt Appenzeller Dinkel unterstützt den Anbau von Dinkel in der Region. Es wurde von der Bäckerei Böhli in Appenzell lanciert. Auf Initiative der Bäckerei pflanzen verschiedene Landwirte Dinkel an, das von der Bäckerei verarbeitet wird.

    Das Projekt trägt zur Steigerung der Wertschöpfung bei und ermöglicht es den Landwirten eine alternative, längerfristig stabile Einkommensquelle zu schaffen, wobei mit einem Startbeitrag das Risiko gemindert wird. Auch die Konsumenten, welche die Regionalität von Produkten zunehmend schätzen, profitieren vom Projekt. Durch den Aufbau einer Marke «Appenzeller Dinkel» können längerfristig auch weitere Lebensmittelproduzenten vom Projekt profitieren.

    Mit dem Projekt konnte die Wertschöpfungskette innerhalb des Kantons erweitert werden. Zudem dient die Marke mit Qualitätsvorgaben als Imageträger und die positiv wahrgenommenen Produkte aus der Region stärken die Marke Appenzell. Schliesslich trägt das Projekt auch zur Förderung der Zusammenarbeit und zur Sicherung der Arbeitsplätze bei.

    Kräuterhaus Appenzell AG
    Mit der Kräuterhaus Appenzell AG wurde der Firma Appenzeller BIO-Kräuter neues Leben eingehaucht. In verschiedenen Kräutergärten werden in Zusammenarbeit mit Menschen mit körperlicher und geistiger Beeinträchtigung Kräuter für die Weiterverarbeitung angebaut. In besagten Kräutergärten sollen zudem Führungen und Anlässe stattfinden.

    Die Kräuter werden für die eigene Produktepalette verwendet oder in Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Gewerbe und der Industrie zu gemeinsamen Produkten verarbeitet. An der Hauptgasse 38 wurde neben einem ansprechenden Verkaufsladen ein Erlebnis- und Eventbereich geschaffen.

    Mit dem NRP-Projekt wurde nicht nur eine weitere nachhaltige und vielseitige Produktepalette mit der Marke «Appenzell» in Verbindung gebracht, sondern auch die regionale Wertschöpfungskette erweitert. Durch den diversen Nutzen des Kräuterhauses an der Hauptgasse hat das Projekt auch einen grossen Wert für den Tourismus.

    Henrique Schneider

    Vorheriger ArtikelCO2 aus der Luft absaugen?
    Nächster Artikel«Wandern hat sich zum Lifestyle entwickelt»